WS Film
The Power of Storytelling
In unserer digital vernetzten Welt, gewinnt Bewegtbild als Kommunikationsform und Informationsquelle stetig an Bedeutung. Während der Pandemie erlebte das seit Jahren tot gepredigte lineare Fernsehen einen unerwarteten Aufschwung und zusammen mit dessen digitalen, nonlinearen Angeboten und dem 2nd und 3rd Screen sogar einen starken Zuwachs. Jugendliche holen sich Unterhaltung, wie auch Information über Plattformen wie YouTube oder Instagram sowie TikTok, wo so gut wie alle Inhalte in Bewegtbildform aufbereitet eine sehr breite Zuseherschaft von jugendlichen bis älteren Erwachsenen erreichen. Und die Tendenz, Inhalte simplifiziert in bewegten Bildernanzubieten, breitet sich immer weiter aus. Die Menschen suchen in einer komplexen Welt, die sie mit sozialen Netzwerken, künstlichen Intelligenzen, Augmented sowie Virtual Reality, Klimawandel, Deepfakes, Fake News, NFT´s, dominierenden Influencer*innen und Technologien, die sich überproportional schnell weiterentwickelt als hoch kompliziert und verwirrend darstellt nach Simplizität. Einfachste Lösungen, seien sie noch so widersinnig, in Bewegtbildform unverfänglich inszeniert, werden dankbar angenommen. Wenn etwas nicht auf YouTube oder TikTok zu sehen war, scheint es so, als ob es nie passiert ist. Die Menschen glauben nur noch das, was sie sehen und dem, der hier die meisten Zuseher*innen hat und am eindrucksvollsten kommuniziert. Eine YouTuber*in oder Influencer*in, die Millionen von Followern hat, kann nicht falsch liegen, so die oft geäußerte Behauptung. Digitale Plattformen bauen sich mit ihren Bewegtbilduniversen eigene Realitäten, wie es gerade im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zu erleben ist. Wer seine Informationen oder Propaganda in die geschickteste Story packt, dem glauben die Menschen. Die Macht des Geschichtenerzählens - the power of storytelling - ist das mächtigste Tool, das Unterhaltung, Marketing, Werbung, Propaganda und auch Informationsvermittlung zur Verfügung steht. Mit Bewegtbild und guten Storys lassen sich Menschen unterhalten, ablenken, blenden, informieren, je nachdem, wie es die Bewegtbildgeschichtenerzähler*in, Storyteller*in beabsichtigt. Die Spieleindustrie hat in Popularität und Umsatz Film überholt, aber kauft nicht umsonst die Filmindustrie auf um mit Bewegtbild seine Vormachtstellung auszubreiten. Theaterstücke werden in Virtual Reality Varianten filmisch inszeniert und gleichzeitig immersiv erlebbar gemacht (Schauspielhaus Graz / Krasnojarsk: Eine Endzeitreise in 360° ), Games versuchen sich im cinematografischen Storytelling. Seit das Flackern von Lagerfeuer Höhlenmalereien den Anschein der Bewegung gegeben hat, sind die Menschen vom bewegtem Geschichtenerzählen fasziniert. Und die Digitalisierung hat diesen Trend noch verstärkt. Darin liegt Gefahr, wie Chance. Nie war es leichter, Wahrheit und Erkenntnis über den ganzen Erdball zu verbreiten und gleichzeitig hatte es die Lüge und Missinformation nie einfacher, die Realität zu verwässern und mit schlechter Intention ein Zerrbild der Wahrheit in der Welt zu verbreiten. Filmisches Geschichtenerzählen ist kraftvoller und akktueller denn je, sei es narrativ oder dokumentarisch (“NDR distanziert sich vom Dokumentarfilm “Lovemobil”) - oder experimentell. Aber auch schwerer als es der Anschein derer erweckt, die mit der Fähigkeit prahlen, Storytelling zu beherrschen, diesem Anspruch aber in keinster Weise gerecht werden können.
Dies ist das Thema des “Future Cinema Workshops”. Der Begriff Grenze wird im Rahmen einer kreativen Auseinandersetzung reflektorisch, konzeptionell erarbeitet und Genre - und Plattformgrenzen überwunden. Es geht darum, die richtige Story im Rahmen von Bewegtbild so zu erzählen, dass sie Zuseher*innen in einer digital vernetzten Welt erreicht.
“Weapons of mass distraction, keep them pacified. Keep them sleepwalking. Keep them numb.” Cornell West.